Midlife-Crisis – wie Mann aus einer Krise eine Chance macht
Von manchen belächelt, für andere ein lebensbedrohlicher Einschnitt: Die Krise der Lebensmitte. Sie ist kultur- und zeitübergreifend beobachtbar, auch Frauen können sie erleben. Sie erklärt sich nicht durch Hormonumstellungen. Praktischerweise lässt sie sich als Phase des Übergangs wie Pubertät, Eintritt in Ausbildung / Beruf oder in den Ruhestand begreifen. Betroffene können konstruktiv damit umgehen.
Krise der Lebensmitte als Ruf zur Neuorientierung
Die Bezeichnung Midlife-Crisis ist im ersten Angang selbsterklärend: Es ist die Krise in der Lebensmitte. Im Vergleich zu anderen Übergängen im Leben lässt sich Lebensmitte allerdings nicht exakt fassen. Sie hängt stark vom bisher gelebten Leben ab. Die Midlife-Crisis erleben die meisten Männer in einem Zeitfenster von Mitte 30 bis Ende 50. Äußere Erlebnisse, die letztlich unvermeidlich sind, bestimmen diese Lebensphase. Sie wirken als Auslöser und Verstärker:
– wahrnehmbare Zeichen körperlichen Alterns,
– Verunsicherung in männlicher Potenz
– bei Partnerschaft mit Kindern: Neubestimmung der Beziehung durch Ablösung der Kinder von den Eltern
– ohne Beziehung: Ängste vorm Alleinsein im Alter, “Torschlusspanik”, eventuell Abschied von nicht mehr erfüllbaren Kinderwunsch
– bei erfolgreich gelebter beruflicher Karriere ein Gefühl der Leere: “War das schon alles?”
– bei beruflicher “Erfolglosigkeit”: Abschied von wahrscheinlich nicht mehr erreichbaren Zielen
– vielfältige Fragen nach Sinn: War mein Leben bisher etwas wert? Woran erkenne ich das?
Die Reaktionen eines Mannes auf diese Themen hängt ab von seinem Temperament, dem bisherigen Umgang mit Übergängen und Krisen und seinen Fähigkeiten in Kommunikation und Selbstfürsorge.
Wann Mann Hilfe braucht
Wie erwähnt ist die Midlife-Crisis keine Krankheit. Sie kann aber zu schwerer Krise, Angstzuständen, Depressionen und sogar Suizid führen. Diese möglichen Auswirkungen kommen bei Männern in genanntem Zeitfenster signifikant häufig vor. Danach geht die emotionale Kurve wieder deutlich nach oben. Und: Männer sind auch deutlich häufiger betroffen als Frauen. Letztere Beobachtung stärkt die oben genannte These, dass Kommunikation und Selbstfürsorge besondere Schutzfaktoren sind, die bei Frauen meist besser ausgeprägt sind. Von daher sollten Sie als Mann auf folgende Signale achten:
– länger anhaltende Gefühle von Traurigkeit, Frustration oder Leere
– Angstzustände
– Sozialer Rückzug
– eventuell verstärkter Alkoholkonsum
– Unlust, sich mit der Zukunft zu befassen …
– …oder: Extremphantasien von Veränderung wie sofortige Kündigung, Trennung, Auswandern
– spontane und im Verhältnis zu sonst große Geldausgaben für neues Auto, Motorrad, Reisen, Kleidung etc.
In solcher Situation kann es sein, dass ein Mann für diese Dynamik in sich keinen Blick hat. Umso wichtiger sind dann Partnerin, Freunde und Familienangehörige. Wichtig ist, mit einem betroffenen Mann respektvoll umzugehen. Erkennen Sie die Situation als solche an. Bewerten oder entwerten Sie ein für Sie unsinnig und übertrieben erscheinendes Verhalten nicht. Es gibt sinnvolle Dinge zu tun, die helfen, sich der Lebens- und Sinnkrise konstruktiv zu nähern. Sie können einen Betroffenen dabei unterstützen.
Wie man einer Midlife-Crisis begegnet
Wie Sie weiter oben erfahren haben, ist diese Krise ein natürlicher Engpass, durch den wir alle gehen müssen. Er dient dazu, uns näher an unsere persönliche Wahrheit zu bringen. Daher brauchen Sie sich für Ihre Gefühle oder Impulse nicht zu schämen. Es ist möglich, dass Sie beruflich und persönlich Ihr Leben ändern werden. Sie sollten es aber nicht im Affekt und aus Panik tun. Daher ist in diesem Stadium wichtig:
– Suchen Sie das Gespräch mit einer vertrauten Person oder einem professionellen Helfer.
– Ziehen Sie eine ehrliche Bilanz.
– Verabschieden Sie sich von den Dingen, die nicht mehr möglich sind.
– Machen Sie Pläne für neue Ziele oder Dinge, die Sie aus den Augen verloren hatten.
Es kann sein, dass Sie schon bald für diese Krise dankbar sein werden. Sie öffnete Ihnen den Weg für ein wahrhaftigeres Leben.